Geschichte

Die Klosterchronik erzählt, dass sich bereits 1224 geistliches Leben im Muotathal angesiedelt hat. Damals lebten und beteten Beginen und Begarden in einem kleinen Haus mit Kapelle.

Im Jahr 1280 bestand die Gemeinschaft nur noch aus Frauen. Der Pfarrer des Tales bat die Schwestern daher, sich einem Orden anzuschliessen. Doch die Wahl war nicht einfach: in den umliegenden Dörfern lebten bereits Dominikanerinnen und Zisterzienserinnen. Die Frauen baten daher die Franziskaner in Luzern um Aufnahme.

Am 24. Juni 1288 wurde die offizielle Gründungsurkunde ausgestellt – die älteste erhaltene Urkunde in deutscher Sprache. Mit den Siegeln der Schwestern, der Franziskaner und des Pfarrers des Tales wurde die Gründung der Franziskanerinnen besiegelt. Nach sechs Jahren Einführungszeit legten die Schwestern, unter der Leitung ihrer Oberin Mutter Richenza, ihre Gelübde in die Hände des Kustos Bruder Konrad ab.

Von Anfang an war das Leben der Schwestern auf das kontemplative Leben ausgerichtet. Sie widmeten sich dem Gebet als ihrer zentralen Aufgabe und verrichteten daneben verschiedene Haus- und Gartenarbeiten. Regelmässig kamen Franziskaner zu ihnen, um Visitationen durchzuführen, sie in der franziskanischen Ordensregel zu unterweisen und ihnen einen Spiritual zur Seite zu stellen.

Doch das Klosterleben blieb nicht von Herausforderungen verschont. In den Pestjahren 1386 und 1487 sowie während der Reformationszeit erlosch die Gemeinschaft gleich zweimal beinahe. Auch die Lage des Klosters an der Muota brachte Schwierigkeiten mit sich, da es immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht wurde. Ab 1632 baten die Schwestern daher um die Erlaubnis, das Kloster zu verlegen.

1684 begann schliesslich der Bau des neuen, heutigen Klosters, das sie drei Jahre später beziehen konnten. Die dazugehörige Kirche wurde dem heiligen Josef geweiht, und seitdem trägt das Kloster den Namen St. Josef.

Die Klosterkirche St. Josef.

Doch auch in den folgenden Jahrhunderten blieben die Schwestern nicht von den Wirren der Geschichte verschont. Die Französische Revolution brachte Unruhe ins Tal, und durch die Einquartierung von französischen, österreichischen und russischen Soldaten geriet das Kloster in grosse Armut. Einer der Gäste in dieser Zeit war General Suworow, der bald von der russisch-orthodoxen Kirche für seine Verdienste heiliggesprochen werden sollte. Er zollte der damaligen Oberin, Mutter Walburga Mohr, grossen Respekt für ihre kluge und besonnene Führung in schwierigen Zeiten.

Das Tal blieb verarmt, und so bat die Gemeinde die Schwestern, den Mädchen Unterricht zu erteilen. Auch das Kloster hatte kaum mehr Mittel zum Überleben. Es waren schliesslich die Mitbrüder der Franziskaner, die sich auf den Weg machten, um für die Schwestern Lebensmittel und Geld zu erbetteln. Trotz aller Höhen und Tiefen haben sich die Schwestern nie entmutigen lassen: Wir leben – und das überzeugt!

Wie zu Gründungszeiten steht auch heute das Gebet im Zentrum unseres Lebens. Siebenmal am Tag versammeln wir uns im Chor zum gemeinsamen Gebet. Aus dieser geistlichen Quelle fliessen unsere Tätigkeiten, die sich auf das Haus, den Garten und das Gästehaus beschränken.

Ein Blick in unsere Geschichte zeigt, dass es immer wieder Zeiten der Prüfung und des Wandels gab. Doch als kontemplative Schwestern gehen wir voller Überzeugung und Freude in die Zukunft, denn das Ordensleben hat einen tiefen Sinn – und eine Zukunft. Am 15. Juni 2013 feierten wir unser 725-jähriges Jubiläum als Franziskanerinnen Konventuale. Wie einst unsere Gründungsschwestern legten auch wir an diesem Tag voller Freude und Überzeugung unser Ja zur franziskanischen Lebensform erneut ab.